Folgende Challenges wurden in den drei Kategorien Digital Teaching, Digital Learning and Digital Living eingereicht.
Digital Teaching
Meine Beobachtung ist, dass die Studierenden, die sonst still sind, jetzt gar nichts mehr sagen. Ich möchte nicht, dass diese auf der Strecke bleiben. Wie erreiche ich als Lehrende sicher auch alle Studierenden – wie weiß ich, dass alle mitkommen, wie weiß ich wo es Probleme gibt? Wie mache ich das insbesondere in großen asynchronen Lehrformen? Wie können dabei vielleicht auch die Kommilitonen helfen?
In der universitären Online-Lehre tritt häufig das Problem auf, dass Studierende nur einen bestimmten aktiven Beitrag an den Veranstaltungen haben (laut Prüfungsordnung). Somit ist es nicht möglich Aufgaben und Leistungen von ihnen zu fordern, die darüber hinausgehen.
Jedoch ist es in meinen Kursen gewünscht, dass die Studierenden sich gegenseitig Feedback zu Materialien und Planungen geben. Die Frage ist: Wie kann ich das für die Studierenden so gestalten, dass sie möglichst viel über verschiedene Materialien miteinander ins Gespräch kommen?
Konkret geht es um ein Seminar im Studium der Sozialen Arbeit, welches sich mit Sozialraumorientierung beschäftigt. Es lebt eigentlich davon, dass man gemeinsam rausgeht, den Sozialraum analysiert, Menschen im Sozialraum befragt usw. Mir fällt es aktuell ziemlich schwer, die Inhalte gut zu verstehen, wenn mir komplett die praktischen Übungen fehlen. Ganz groß gedacht würde mir nur einfallen, dass man in einer Art digitalen Spiel, einen Sozialraum nachstellen könnte oder man ähnliche Angebote wie z.b. Google Street View nutzen könnte.
Digitale Lehre würde insbesondere Schüler*innen und Studierenden mit #Sehbehinderung riesige Chancen bieten. Leider werden diese Chancen seitens der Schulen und Hochschulen kaum genutzt. Stattdessen werden digitale Angebote bereitgestellt, die gemäß BITV 2.0 nicht barrierefrei sind. Angefangen beim Einscannen von Lehrmaterialien als jpg statt als pdf mit Texterkennung, über die Verwendung etlicher nicht mit Screenreader/ Braillezeile nutzbarer Programme und Tools bis hin zur Gestaltung der Website dieses Hackathons (die riesigen Grafiken verfügen nicht einmal über einen Alternativtext) wird Inklusion schlichtweg nicht mitgedacht.
Doch nicht nur Menschen mit Sehbehinderung bleiben unberücksichtigt, sondern auch solche mit Hörbehinderung. Lehrende stellen Videos ohne Untertitel bereit und ignorieren Chatfunktionen während der ohne Einsatz eines Cochlear-Mikrofons kaum hörbaren Videokonferenzen. Daher möchte ich die „Challenge“ Inklusion, die nach dem Behindertengleichstellungsgesetz eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte und für die es nur ein bisschen mehr Digital Literacy und Empathie bräuchte, bei diesem Hochschul-Hackathon einreichen.
Um eine Online-Veranstaltung rechtssicher aufzeichnen zu können, werden sowohl für die Aufzeichnung, als auch für die spätere Veröffentlichung Einverständniserklärungen der Teilnehmer:innen benötigt. Um ein umständliches Ausfüllen von Formularen, die Einreichung in Papierform und die nötige Überprüfung der korrekten Angaben zu vermeiden, wäre ein digitales Tool eine nennenswerte Verbesserung. Denkbar wäre zum Beispiel ein Moodle-PlugIn, welches auch nachträglich in bereits bestehende/laufende Kurse eingebunden werden kann und die nötigen Einverständniserklärungen abfragt und entsprechend dokumentiert.
Die Umstellung der Lehre im SoSe20 auf Online-Formate scheint von der Maxime „Lehrangebot sicherstellen“ vor Semesterbeginn zum Wettbewerb „Wer entwickelt die besten Online-Formate“ gekommen zu sein. Ich möchte die Präsenzlehre nicht missen und sehe sie als die gewinnbringendere Form der Lehre und des Lernens an. Die Qualität meiner Online-Lehre auszubauen erfordert Kapazitäten, die ich dieses Semester nicht habe – und ich bin auch nur befristet angestellt und muss publizieren um eine Professur bekommen zu können. Das setzt mich alles gerade sehr unter Druck.
Open Educational Resources: Lernen ist nicht zuletzt ein sozialer Prozess. Die Erfahrung hat gezeigt, dass auch bei der Produktion von Lehr-/Lernmaterial die aktive Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen zur fachlichen, didaktischen oder gestalterischen Qualität von Material beiträgt.
Open Educational Resources: Die Produktion von OER Material für die Hochschule ist ein aufwändiges Unterfangen, will man den technischen, lizenzrechtlichen und qualitativen Anforderungen an echte OER gerecht werden. Die Erfahrung zeigt, dass einfache Unterstützungs- und Austauschmöglichkeiten zu OER-spezifischen Bedürfnissen von Lehrenden bisher wenig bis gar nicht an den Hochschulen angeboten werden. Um eine OER Community an Hochschulen aufzubauen – bestehend aus Experten, Praktikern und Interessierten – fehlt es einer grundsätzlichen Möglichkeit, die bereits existierenden OER Personenkreise und Interessierte sozial zusammenzuführen.
Digital Learning
Zoom mit 50 Leuten schafft meine Internetverbindung nicht und eine bessere Internetverbindung kann ich aktuell nicht dazu kaufen, weil es einfach zu teuer ist.
Ich arbeite normalerweise viel mit den Rechnern in der Bib, weil mein Laptop zu alt ist. An und an kann ich einen von meinen Mitbewohnern leihen, aber das reicht nicht für die Vorbereitung der Seminare. Ich kann mir keinen neuen Laptop leisten, aber ich will auch nicht ein Semester verlieren.
Für Lehrende ist es manchmal gar nicht ersichtlich, wie es den Studierenden geht und wie hoch der Workload ihres Seminars eigentlich ist. Dafür könnte z.B. ein kleines Plugin für die Lernplattformen hilfreich sein; mit einer Art Barometer oder Ampel könnten die Studierenden angeben, wie sie den Workload gerade finden. Die Lehrenden könnten damit auf einen Blick sehen, wie die Stimmung im Kurs ist.
Ich habe meinen Job verloren und Eltern in der Risikogruppe und mein Fokus ist derzeit echt nicht auf dem Studium. „Flexi-Semester“ gut und schön, aber am Ende hab ich länger gebraucht fürs Studium als die, die sich solche Sorgen gerade nicht machen müssen.
Digital Living
Mobilitätsformate wie z.B. Sommerschulen leben neben der Vermittlung von Inhalten zu großen Teilen von der sozialen Interaktion im gemeinsamen physischen Raum und der interkulturellen Erfahrung, es ergeben sich teils langlebige Freundschaften. Ungezwungene, informelle soziale Interaktion zwischen Teilnehmenden und auch das Kennenlernen der Region und des Campus fallen in digitalen Versionen solcher Programme weg. Welche Mittel könnten geeignet sein, diese Aspekte auch für online (oder blended on-/offline) stattfindende Programme möglich zu machen?
Wenn man nicht mehr im Seminar nebeneinander sitzt oder sich in der Mensa über den Weg läuft, wie lernt man digital neue Leute an der Universität kennen? Wie kann dies datenschutzrechtlich (DSGVO), aber mit dem Spaßfaktor der spontanen Begegnung ermöglicht werden? Wie können so auch Begegnungen von Studierenden ermöglicht werden, die sich bisher nicht vernetzen konnten? Kann man die Vernetzung an gemeinsame Interessen oder ähnliches anbinden? Eine Lösung wird gesucht, die wenig Bandbreite und Speicher frisst und kompatibel ist.
Kann man Treffpunkte (z.B. Bars) digital machen um das studentische Leben aufrecht zu erhalten?
Durch die Corona-Pandemie fiel der Campus in einen Frühlingsschlaf. Wann dieser wieder zum Leben erweckt wird, ist unklar. Auch die Mensen und Cafeterien haben geschlossen und warten gleichzeitig nur darauf auf anderen Wegen die Studierenden mit einem Mittagessen zu versorgen. Wie kann solch eine Versorgung aussehen, was wünschen sich die Studierenden (digitale Bestellung, „Lieferando-Prinzip“ …)?
Wer staatliche BAföG-Förderung beantragen will, muss sich durch ein knappes Dutzend Formblätter arbeiten, diese herunterladen, ausdrucken, mit der Hand unterschreiben, alles in einen Umschlag stecken und mit der Post an das zuständige Amt für Ausbildungsförderung schicken. Mittlerweile gibt es Möglichkeiten, den Antragsprozess komplett digital abzuwickeln. Voraussetzung dafür ist ein Personalausweis mit eID-Funktion. Doch weniger als 2 % der antragstellenden Studierenden nutzen diese Funktion. Woran liegt das, wie können mehr digitale Anträge initiiert werden? Denn gerade jetzt ist zu erwarten, dass mehr Studierende BAföG beantragen werden.
Das Studentenwerk Potsdam befindet sich inmitten eines Digitalisierungsprozesses. In Zukunft wird eine digitale Schnittstelle zwischen den Hochschulen und dem Studentenwerk relevant. Wie kann eine „digitale Imma-Bescheinigung“ aussehen bzw. eine Schnittstelle Hochschulinformationssystem (HIS) – Studentenwerk geschaffen werden?